Ankommen am Freitag
Das Highlight der Urban Sketcher Szene ist das seit 2015 jährlich stattfindende Deutschlandtreffen. Hier hat man die Möglichkeit, Sketcher Kolleginnen und Kollegen endlich einmal live zu treffen, denen man sonst nur auf Instagram oder Facebook folgt. Dieser Austausch ist mir unglaublich wichtig, denn man kann dadurch seinen eigenen Stil wieder einmal hinterfragen, auch etwas neues ausprobieren und bringt frischen Wind in das eigene Skizzenbuch zurück.

Das Treffen wir jeweils von einem Chapter, so nennen sich die offiziellen Urban Sketcher Gruppen, ausgerichtet. Die ersten Treffen waren von der Anzahl der Teilnehmenden stark begrenzt. Oft konnten nur knapp über 100 Personen teilnehmen. Die Plätze waren innerhalb weniger Minute vergeben. Seit dem Treffen 2023 in Berlin hat sich das geändert, denn es entspricht ja nicht dem Urban Sketching Gedanken, nur eine Minderheit zum Zug kommen zu lassen, sondern möglichst vielen Personen das Erlebnis zu ermöglichen. In Berlin waren fast 1000 Sketcherinnen und Sketcher am Start, was aber durch die Größe der Stadt gar nicht so auffiel.

Diese Jahr in Stuttgart waren rund 750 Teilnehmende angemeldet. Das eigentliche Event startete mit der Anmeldung am Freitag Abend, dem 12.September. Dieses Jahr was das Gewusel besonders dicht, da die Räumlichkeiten im Stadtpalais doch etwas beengt waren. Aber auch die längste Schlange ist irgendwann einmal abgearbeitet und alle Teilnehmenden konnten an der Eröffnungsveranstaltung teilnehmen, die mehr oder manchmal auch weniger nützliche Informationen zur Stadt Stuttgart bereitgestellt hat.
Am Freitag Abends fand dann noch eine Drink-and-Draw Veranstaltung im Theaterhaus Stuttgart statt. Die Umgebung der Theaterhauses war durchaus interessant, war doch eine Premierenveranstaltung des benachbarten Kabaretts zeitgleich zu Gange. Mir persönlich hat das Ambiente im Theaterhaus nicht zugesagt, da ich ehemalige Industriearchitektur nur dann mag, wann auch von der Industrie noch Reste zum Zeichnen vorhanden sind. Ich bin nun mal in Technik verliebt und zeichne die auch gerne. Leider war das hier nicht so. Das hatte mich dazu veranlasst, mehr Außen zu zeichnen und die Veranstaltung zeitig zu verlassen. Trotzdem habe ich am Sonntag tolle Skizzen gesehen, die das Theaterhaus gerade auch von innen gut in Szene gesetzt hatten.

Der erste Sketchwalk am Samstag

Am Samstag früh wollte ich die offene Anmeldung nutzen, um mir auch noch ein paar Stempel abzuholen, an die ich leider am Freitag gar nicht rankommen konnte. Leider war das Stadtpalais erst ab 10 Uhr geöffnet und die Anmeldung, die aber schon ab 9 Uhr geöffnet war, fand vor der Türe statt. Also auch wieder keine Stempel bekommen. Ich habe dann einfach das Stadtpalais gezeichnet und währenddessen dem SWR-Team, das vor Ort gefilmt hat, Skizzen zur Verfügung gestellt und auch ein paar Interview Fragen beantwortet. Den Beitrag vom SWR könnt ihr hier finden.

Um 10 Uhr ging dann mein erster Sketchwalk am ‚Palast der Republik‘ los, einem Kiosk, der schon eine bewegte Geschichte hinter sich hat und heute als angesagtes Lokal viele junge Leute anzieht. Früh ist der aber noch geschlossen und so konnten wir den schlafenden Kiosk in aller Ruhe zu Papier bringen. Für mich war das ein ziemlich hässliches Ding, aber ich habe mich darauf eingelassen und eine einigermaßen passable Skizze angefertigt. Da ich ja häufig sehr schnell skizziere, war ich schon nach einer Stunde fertig und habe mir in der Nähe ein anderes Motiv gesucht, was ja auch die Idee hinter einem Sketchwalk ist. Man zeichnet und zieht dann weiter, aber eigentlich mit der ganzen Gruppe.

So habe ich also, keine 5 Fußminuten entfernt, vom Schlossgarten aus die Kuppel des Kunstgebäudes gezeichnet. Aber auch hier war ich nicht alleine, es waren so viele Sketcherinnen und Sketcher da. Natürlich bin ich auch sehr schnell ins Gespräch gekommen mit einer Sketcherin aus Eutin. Das hat viel Spaß gemacht.
Danach bin ich wieder zum Palast der Republik zurück, weil ich unbedingt zum Throwdown, wenn alle Skizzen zusammen gelegt und fotografiert werden, wieder da sein wollte.
Der Sketchwalk auf der Karlshöhe

Nach dem Mittagessen hatte ich meinen zweiten Sketchwalk auf der Karlshöhe. Da ich nicht so genau in mein Büchlein mit den ganzen Sketchwalk Beschreibungen geschaut hatte, ist mir leider erst oben aufgefallen, dass der Treffpunkt unten am Marienplatz gewesen wäre. Ich habe mir dann auf der Karlshöhe eine Bank gesucht, und abgewartet, bis die Sketcherinnen und Sketcher hoch kamen. Die Sketchwalk Leiterin kam dann sogar noch zu mir und hat mir ein paar Infos gegeben, wie z.B. wo am Ende der Throwdown sein sollte.

Leider sind Stadtansichten von oben mit den vielen kleinen Häuschen so gar nicht mein Ding und ich habe nach einer ersten Skizze mit dem Fernsehturm verzweifelt nach weiteren Motiven gesucht. Gefunden hatte ich zwei junge Damen, die auf einer Mauer saßen und sich unterhalten hatten. Die waren zum Glück weit genug weg und viel zu beschäftigt, um zu merken, dass ich sie aufs Korn genommen habe. Die Zeichnung ist auch ganz gut geworden. Danach bin ich noch auf der Karlshöhe herumgezogen auf der Suche nach Motiven. Da war eine alte Steinbrücke, die gesperrt war, die man aber leider von unten nie so gut sehen konnte, dass sich das Zeichnen rentiert hätte.

Also habe ich weitergesucht, bin aber nicht fündig geworden. Da war ich schon ein wenig enttäuscht. Auch, als ich wieder zur richtigen Zeit, vielleicht etwas zu bald, am Treffpunkt für den Throwdown war, aber eben sonst niemand da war. Ich hab ein wenig gewartet, aber niemand ist aufgetaucht. Also bin ich wieder in die Stadt gefahren, um mich mit den anderen Schweinfurter Sketchern zu treffen.
An dem Abend habe ich dann noch mit meiner Tochter zusammen das ‚Restaurant zur Kiste‘ ganz in der Nähe vom Stadtpalais gezeichnet. Natürlich hatten wir Zuschauer von Club, dessen Eingang nicht weit weg von unserem Zeichenplatz war. So haben wir erfahren, dass ‚Die Kiste‘ zu einer der ältesten zusammenhängenden Häuserzeilen von Stuttgart gehört.
Ausstellung am Sonntag
Am Sonntag war dann die große Ausstellung. Ich hatte mich dazu entschieden, kein Skizzenbuch abzugeben, weil schon von vornherein feststand, dass nicht alles ausgestellt werden kann. Der Platz war eben sehr begrenzt. So habe ich noch ein paar Skizzen am Stadtpalais gemacht und mich dann durch die Ausstellung geschoben. Leider konnte man das nicht anders bezeichnen. Ich persönlich fand das nicht so gut organisiert, aber es hatte sich vermutlich aufgrund der engen Location nicht anders machen lassen. Da ich auch am Sonntag nicht an die Stempel herangekommen bin, war ich schon etwas enttäuscht und man hat mir das wohl auch angesehen.

Später saß ich dann mit meiner Tochter draußen auf der Treppe und wir haben nochmal versucht, Skizzen von der Umgebung zu machen. Da mir gleich die erste Skizze misslungen ist, und ich eh schon vorgespannt war, hab ich mein Skizzenbuch auf die Stufen geknallt und war mit mir selbst beleidigt, weil der Tag so blöde begonnen hat.

Ich saß dann eine halbe Stunde da und habe nur so vor mich hin geschaut. DAS WAR DAS ALLERBESTE, WAS ICH MACHEN KONNTE. Danach hatte ich jegliche Erwartungshaltung verloren und konnte völlig befreit zeichnen, so dass mir die besten Skizzen des Wochenendes ganau nach diesem Ereignis gelungen sind. Mein Learning aus dieser Situation ist, wenn ich mal unzufrieden mit einer Skizze oder Situation bin, oder vielleicht auch nicht weiß, was ich zeichnen soll, mach ich einfach eine Kreativpause, frei von Handy und Skizzenbuch. Danach wird alles wieder besser.
Montags in aller Ruhe ausklingen lassen
Am Montag haben meine Tochter und ich noch gemeinsam gefrühstückt und noch die Zeit in Stuttgart zusammen genossen und gezeichnet, bevor jeder wieder in eine andere Richtung mir dem Zug nach Hause gefahren ist. Der Zug war rappelvoll, was aber auch ein Vorteil war, denn so konnte ich auch Leute zeichnen, ohne dass sie die Möglichkeit hatten, mir auszuweichen.

So war ich mit allen, was mir in Stuttgart nicht so gut gefallen hat, am Ende wieder versöhnt und konnte zufrieden wieder nach Hause fahren.
Ich bin schon gespannt, wo das 10. USk Deutschlandtreffen stattfinden wird und ob ich die Gelegenheit habe, daran teilzunehmen.


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