in der alten Synagoge, Arnstein
Vernissagen sind immer ein besonderer Moment im Leben eines Künstlers. Ermöglichen sie doch die direkte Begegnung mit den Betrachtern und auch einen Dialog darüber, wie die Besucher der Vernissage die Bilder erleben. Diesen direkten Draht zu seinem Publikum hat man sonst nicht.
Gerade bei einem schwierigen Thema wie ‚Orte der Andacht‘ von Claudia Cebulla, ist eine Einführung durch die Laudatio sehr hilfreich. Diese wurde von Annemarie Schuler gehalten. Sie war lange Jahre die rechte Hand von Claudia Cebulla im Gadenverein.
Laudatio Annemarie Schuler
‚Was ist eigentlich Andacht‘ fragt Frau Schuler gleich zu Beginn. Andacht ist ein kurzer Gottesdienst, aber auch Anteilnahme kann damit gemeint sein. Die Orte der Andacht sind aber auch erst einmal nur Gebäude, wenn auch oft mit herausragender Architektur. Sie sollen vor allem Orte der Zusammenkunft, des Friedens und der Gemeinschaft sein.
Gemeinsamer Glaube wird aber häufig als Legitimation für Machtergreifung missbraucht. Es werden dadurch Leute ausgeschlossen.
Dieses Thema hat Lessing in seiner Parabel ‚Nathan der Weise‘ aufgegriffen, die Frau Schuler in Stichpunkten dem Publikum wiedergibt.
Eine gute Religion erkennt man daran, wie Ihre Mitglieder Leben und Handeln. Religion soll nicht trennen, sondern verbinden, soll eine Quelle von Trost , Gemeinschaft und Liebe sein. Nur Toleranz stiftet Frieden.
Claudia Cebullas Talent wurde schon von Ihrer Mutter erkannt und gefördert. Trotzdem hat sie erst einmal Lehramt studiert, dabei aber Ihren Traum von der Kunst nie aufgegeben. So hat sie 1983 ein Fernstudium begonnen, dass sie 1986 mit Zertifikat abgeschlossen hatte.
In den 80er Jahren traute sie sich auch erstmals, Bilder für eine Ausstellung zusammenzustellen. Es war jedoch schwierig, einen Ausstellungsort zu finden, der auch Werke eine bis dahin unbekannten Künstlerin ausstellen wollte. Diesen Raum hat sie dann in der Bibliothek Niederwerrn, später auch im Kolpinghaus Schweinfurt und in der Tanzschule Pelzer gefunden.
1990 hat sie die Gadenmalgruppe gegründet und war später auch Mitinitiatorin der Gadenvereins, deren Vorsitz sie bis 2024 innehatte. Der Zweck des Gadenvereins ist es, unter anderem, auch unbekannten Künstlerinnen und Künstlern eine Plattform zu bieten und die eigenen Werke auszustellen.
Claudia Cebulla zeigt uns mit Ihrer Ausstellung Orte der gelebten Menschlichkeit. Andacht ist eine universelle menschliche Erfahrung, über Religionsgrenzen hinweg.
Frau Schuler läd uns ein, unsere eigene Haltung zu hinterfragen. Wir dürfen beim Gang durch die Ausstellung daran denken, dass Andacht uns mit dem Menschsein verbindet.
Rede Claudia Cebulla
Nach einem Musikstück begrüßt Claudia Cebulla selbst die Anwesenden und bedankt sich bei Frau Schuler für die beeindruckende Rede, die genau das ausgedrückt hat, was sie mit ihren Bildern sagen möchte.
Frau Cebulla bedanke sich noch bei den beiden Musikerinnen, bei Aurelia Lammens von der alten Synagoge Arnstein und bei Ihrem Ehemann, der ihr als Unterstützung und Beratung immer zur Seite stand. Ohne ihn hätte die Ausstellung gar nicht stattfinden könne, da sie selbst gar nicht mehr in der Lage wäre, dies aufzubauen.
Danach bedankt sie sich noch beim Publikum für das Interesse zu diesem, nicht ganz einfachen, Thema und erklärt noch kurz, dass von den über 60 Werken ca. 30 erst im vergangenen Jahr entstanden. Diese hat sie überwiegend als Zeichnungen mit Fineliner ohne Vorzeichnung ausgeführt. Die restlichen Bilder entstanden in einem Zeitraum von 38 Jahren, was man auch gut an den wechselnden Malstilen beobachten kann.
Am Ende ermutigt Claudia Cebulla die Zuhörer, sich mit den Bildern zu beschäftigen und auch miteinander und darüber zu diskutieren.
Eröffnung der Ausstellung
Frau Cebulla erklärte die Ausstellung für eröffnet. Während die Besucher die Bilder betrachteten, wurde viel darüber diskutiert und verglichen. Es gab viele anregende Gespräche. So förderte die Ausstellung auch das Miteinander unter den anwesenden Gästen.
Fazit
Für mich war es eine sehr gelungene Vernissage. Manchen Besuchern sind ja der Sekt und die Häppchen das wichtigste. Ich jedoch liebe die Gespräche mit den Besuchern und der Künstlerin über die gezeigten Bilder. Dadurch bekommt man häufig noch einmal einen ganz anderen Blickwinkel oder Gedanken mit auf den Weg.
Ich war von einigen Werken wirklich tief beeindruckt und kann den Besuch der Ausstellung nur empfehlen. Die Bilder sollte man wirklich gesehen haben, die Ausstellung ist noch bis zum 26. Oktober 2025 geöffnet.
Link zur Seite der alten Synagoge











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